Ausleuchtungszone von QO-100

  • Hallo Achim, ja, dass wäre sicherlich interessant, aber leider fehlt mir dafür noch die Zeit... QRL 12h, Familie... ;)

    Vielleicht später mal als Pensionär hi

  • Hatte gestern ein FT8 QSO auf KW mit 9V1ZV aus Singapur. Die Signale waren nicht so doll

    aber wir haben es fertig gebracht. Er arbeitet aus dem 11 Stock eines Hochhauses

    mit einem Dipol für 17 M. Habe mir mal den Footprint für QO-100 angesehen und festgestellt

    es sollte funktionieren, natürlich braucht er freie Sicht zum Satelliten. Die

    Aufgabe das rauszufinden habe ich ihm per Mail gesandt. Meine allgemeine Frage hier

    im Forum, hat schon mal jemand mit einer Station aus Singapur über QO-100 gearbeitet?

    Habe es noch nicht berechnet, aber die Elevation in Singabur sollte nicht weit von 0 Grad entfernt liegen.


    Selbst hatte ich schon mal ein Projekt mit einer ähnlichen Aufgabe.

    Eine deutsche Firma hatte den Auftrag erhalten auf der Inselgruppe Spitzbergen nach Erdöl und Gas zu bohren.

    Für diese Firma hatte ich schon mehrere Inmarsat Satellitenanlagen eingerichtet um darüber die umfangreichen

    Daten, welche bei derartigen Bohrungen anfallen, schnell und sicher zur Zentrale zu transportieren.

    Die Basisstation sollte in der Nähe von Longyearbyen eingerichtet werden. Diese Stadt liegt auf 78 Grad N.

    Die ganze Inselgruppe liegt außerhalb des Inmarsat Footprint. Wie hier schon diskutiert wurde, bezieht sich

    diese Karte nicht auf 0 Grad Elevation sondern im Fall von Inmarsat auf 5 Grad Elevation.

    Also habe ich der Bohrfirma erklärt, das wird dort nicht sicher funktionieren wir sind nicht in der Bedeckung.



    Der Inspektor der Firma fragte mich, gibt es wirklich keine Möglichkeit dort ein System zum Laufen zu bringen.

    Habe ihm erklärt, dass ich an einer Forschungsfahrt mit der "Gauss" vom DHI Hamburg teilgenommen habe.

    Wir sind im Nordmeer bis 83 Grad Nord gefahren und haben die Signalstärken dabei permanent aufgezeichnet.

    Auch bei 0 Grad Elevation haben wir teilweise noch brauchbare Signale aufzeichnen können, aber eine Garantie

    gibt es nicht. Die Bohrfirma hat den Auftrag erteilt und ich habe das System in der Nähe von Longyearbyen

    in Betrieb genommen und getestet. Wie zu erwarten, war das Signal vom Satelliten nicht stabil, aber es gab auch

    immer mal längere Phasen in welchen sich die Bohrdaten zur Zentrale in Deutschland übertragen ließen.

    Bei einer derartigen Elevation spielen schon verschiedene Faktoren hinein warum die Verbindung nicht gelingt.

    Erdrauschen, Wasserdampf, Regen, Schnee etc. Wenn man als Funkamateur mit einer Elevation um 0 Grad, wie

    bei unserem 9V1ZV in Singapur, arbeiten möchte kann ich nur raten versuche es.


    73 Joachim

  • Hallo Günter,


    vielen Dank für die Info. Das soll nach Auskunft von Dan 9V1ZV auch der Einzige sein

    welcher von Singapur via QO-100 QRV ist.

    Meine Idee war ja Dan zu animieren auch eine QO-100 Bodenstation zu bauen und ich

    hätte ihn gerne dabei unterstützt. Aber er wohnt im 11. Stock eines Hochhauses und

    hat keinen Balkon. Er wollte feststellen ob er freie Sicht zum QO-100 hat, aber viel Hoffnung

    habe ich nicht.


    73 Joachim

  • Wir hatten vor geraumer Zeit in einer Schule einen Funkkontakt zur Neumayer-Polarstation realisiert. Eine 1m Satsschüssel hinter einem geöffneten Fenster im Klassenraum und ca. 10W output sorgten für eine gute Verbindung. Ich könnte mir vorstellen, dass Dan daheim bei in etwa gleichen Bedingungen und mehr Power zeitweise eine Verbindung über QO-100 zustande bringt. Empfangen kann er notfalls auch über Web-SDR.

  • Im Randbereich (<5 Grad Elevation) sind die Feldstärken deutlich schwächer

    Aber es geht.


    [Blocked Image: https://pbs.twimg.com/media/D_yJVbBWsAYbNlt?format=jpg&name=360x360]

    Dieses Bild wurde mit KGSTV übertragen.

    Man sieht, dass es auch zwischen Häuserschluchten hindurch noch geht.


    Vadim, R0AU, Loc NO66ka in Sibirien ist über QO-100 mit 4° Elevation im NB und WB QRV.


    73 de Robert

  • Hallo Rolf,Thomas und Robert,


    leider hat sich Dan aus Singapur bisher nicht zurück gemeldet. Der Grund dafür ist möglicherweise

    die Einsicht, dass er keine freie Sicht zum Satelliten hat. Wenn man in Singapur im 11. Stock eines

    Hochhauses wohnt sagt das ja nichts darüber aus welche noch höheren Häuser die Sicht zum QO-100

    versperren.


    Ein anders Thema sind Satcom Verbindungen durch Fensterscheiben hindurch. Mir fallen dazu zwei

    Begebenheiten ein. Das Auswärtige Amt, damals noch in Bonn, suchte dringen mobile Satellitenanlagen.

    In einigen Außenstellen waren Spannungen aufgetreten weswegen befürchtet wurde, dass Telefonanlagen

    gekappt werden und die Kurzwellenverbindung gestört werden. Wir hatten die ersten mobilen

    Satellitenanlagen, in Kofferform, neu in unserem Programm. Auf die Einladung hin bin ich nach Bonn

    gefahren um eine derartige Anlage vor Ort live vorzuführen. In einem großen Raum gab es eine Fensterfront

    in Richtung zum Inmarsat Satelliten Atlantik Ost. Die Fenster ließen sich nicht öffnen. habe also

    die Anlage hinter dem Fenster aufgebaut und in Betrieb genommen. Dann kam der Schock, kein Signal

    vom Satelliten zu empfangen. Nach einiger Zeit viel mir ein, dass ich bei der Anfahrt zum Auswärtigem Amt

    doch so einen Schimmer auf den Fenstern bemerkt hatte. Ja klar, alle Fenster waren metallisiert da dringen

    die !,6 GHz zum und 1,5 GHz vom Satelliten nicht durch. Also umziehen zu einer Terassentür, die geöffnet

    und alles funktionierte.

  • Diese Bild zeigt eine mobile Inmarsat Bodenstation in Form eines Koffer. Die Antenne mit der

    Verstärkereinheit lässt sich zerlegen und findet im Deckel des Koffer Platz. Hier im Außenbereich

    des Government der Vereinigten Arabischen Emirate programmiere ich mehrere dieser Bodenstation und

    führe anschließend ein Training für die Anwender durch.



  • Ende der 80er Jahre zerfiel der sogenannte Ostblock und der eiserne Vorhang verschwand. In Folge wurden

    in den ehemaligen Ländern des Ostblocks immer mehr hochwertige Güter aus den westlichen Ländern

    nachgefragt. Spediteure in Deutschland stockten ihren Bestand an LKWs auf und transportierten diese Güter

    zu ihren neuen Kunden. Für die Spediteure gab es aber ein Problem. Sobald der ehemalige Eiserne Vorhang

    hinter ihnen lag waren die Fahrer der LKWs auf sich allein gestellt eine Kommunikation war nicht möglich.

    Die Zentral Vertretung alles Spediteure in Deutschland hat bei meiner damaligen Firma Debeg angefragt ob

    wir einen Lösung für diese Problem anbieten könne. Das Pflichtenheft für uns sah in Kurzform wie folgt

    aus. Jederzeitige Kommunikation im gesamten EX-Ostblock muss möglich sein. Jederzeitige Anzeige der

    Position eines LKW im Verbund muss möglich sein. Die Position soll direkt in einer digitalen Karte

    angezeigt werden. Das waren die Grundbedingungen, natürlich standen noch viele weitere Punkte im

    Pflichtenheft. Wir haben den Auftrag angenommen.


    Mein Job war es danach, ein derartiges System in Zusammenarbeit mit einem ausgewähltem Team zu entwickeln.

    Für die Kommunikation habe ich ein digtales Inmarsat Standard C Gerät ausgewählt. Dieses System hat auch

    ein integriertes GPS System. Für den Einsatz bei den Speditionen haben wir einen PC auf Unix Basis

    entwickelt. Dieser PC erhielt eine Standleitung per ISDN zur Inmarsat Bodenstation Raisting in Bayern.

    Darüber konnte man per Poll Befehl jederzeit die Position manuell oder automatisch abfragen. Darüber

    war auch die Kommunikation mit dem Fahrer des LKW jederzeit möglich. Auch eine Notrufffunktion war

    integriert. An anderer Stelle habe ich diese Entwicklung detailliert beschrieben.

    Danach wurden derartige System bei vielen Speditionen als Management System für ihren Fuhrpark eingesetzt.


    Was hat das nun alles mit der Frage Satellitenkommunikation durch eine Scheibe hindurch zu tun?

    Nun, unser System wurde auch in Russland bekannt. Wurde eingeladen nach Moskau um diese System live

    vorzuführen. in den beiden folgenden Bilder sieht man die Antwort dazu.

  • Im TASS Gebäude Moskau steht diese Inmarsat Standard C Antenne hinter der Glasscheibe und das System

    funktioniert einwandfrei. Die Aufschrift VELOC auf der Antenne bedeutet Vehicle Location System.

    Dazu gehört die Unterdeck Einheit des Gerätes welches sich beim PC befindet.



  • Das Demo Fahrzeug steht vor dem TASS Gebäude in Moskau. Man kann die Inmarsat Standard C Antenne

    auf dem Dach erkennen. Diese Fahrzeug haben wir durch Moskau fahren lassen, Kommunikation mit dem

    Beifahrer durchgeführt sowie in Abständen die Position gepollt und auf dem PC direkt in einer

    digitalen Karte angezeigt.



  • Hier sieht man die zum System gehörende Workstation.

    Ganz links sieht man einen Laptop welcher die Inmarsat Standard C Anlage steuert.

    Rechts daneben in Blau steht die Inmarsat Standard C Elektronikeinheit.

    Diese Einheit ist verbunden mit der dazugehörenden Antenne am Fenster.

    Dann folgt die eigentliche Workstation mit dem Betriebssystem UNIX.

    Ganz rechts der Drucker für die Kommunikation mit den einzelnen LKWs.

    Das Netzgerät für die Satellitenanlage sowie die Basiseinheit der Workstation stehen unter dem Tisch.

    Sehr aufwendig war das erstellen der Karten für ganz Russland und andere östliche Länder.

    In Deutschland waren Geokarten in den Datums-Formaten UTM, Gauß-Krüger, Mercator üblich.

    In Russland z.B. ganz andere Datum Formate und an den Grenzen passte sowieso nichts mehr zusammen.

    Mit dem GPS Datum WGS 84 gab es jetzt ein weltumspannendes Geoformat aber mit den vorhandenen Karten

    passte nichts zusammen. Die für den Betrieb auf einer Workstation üblichen Kacheln mussten jede einzeln

    angepasst und getestet werden. Bei der Größe Russlands kann man sich den Aufwand vorstellen.