Wie bekannt, kann man in einem geostationären Satellitensystem nur Stationen erreichen welche sich im
gleichen Ausleuchtbereich des Satelliten befinden. An der Ränder, wie im Spitzbergen Projekt, muss alles sehr
gut geplant werden und die technische Ausrüstung muss top sein. Wie erreicht man aber eine Station welche
sich in einem anderen Satelliten System befindet. Im Amateurfunkbereich bin ich mir sicher, sobald es z. B. bei
unseren amerikanischen Funkfreunden ein derartiges System gibt, dass sehr schnell eine Schnittstelle
geschaffen wird, um in beiden Systemen zu arbeiten.
Im Inmarsat System wurde diese Möglichkeit schon in einem sehr frühen Ausbaustadium geschaffen.
Es gab die Möglichkeit sich mit einem zweiten Segment, also z. B. vom atlantischen System (AOR) zum
indischen System (IOR) zu verbinden. Darüber hinaus gab es die Möglichkeit, dass sich zwei Stationen im
gleichen System verbinden. Das ist es was wir Funkamateure im QO-100 typisch nutzen. Die normale
Nutzung im Inmarsat System allerdings war es, sich von der mobilen Einheit über den Satelliten zu einer
Bodenstation zu verbinden um von dort per Landleitung zum Endteilnehmer zu gelangen.
Die Erfahrungen, welche ich im Amateurfunkbereich sammeln konnte, haben mir auch oft im Berufsleben
geholfen. Habe mich schon früh mit dem Thema SSTV beschäftigt, in der Anfangszeit noch mit lang
nachleuchten Radar-Display Röhren.
Eines Tages saß ich in Bombay (Mumbai) in einer Bieterveranstaltung. Es ging um die Ausrüstung der
indischen Antarktisstation mit Kommunikations Systemen auf Basis von Kurzwellen und Satelliten Geräten,
Richtfunk Antennen mit Masten Rotoren etc. Weiterhin Schneekatzen mit Radar und Navigationssystem.
Dazu eine größere Anzahl von Radar-Reflektoren um Wegstrecken zu markieren und alles in doppelter
Anzahl. Der Gesamtwert der gewünschten Ausrüstung betrug ca. 1 Million DM. Viele renomierte Firmen
waren anwesend aber wir haben den Gesamtauftrag erhalten aus einem einzigen Grund und der hatte etwas
mit Amateurfunk zu tun. Die Inder hatten ihren Überwinterer versprochen, dass ihre Familien alle 14 Tage
ein Farbfoto aus der Antarktis erhalten sollen um die gute Gesundheit zu dokumentieren. Bisher hatte noch
niemand Fotos über den Telefon Kanal einer Inmarsat Bodenstation übertragen, mir war aber sofort klar,
dass geht auf Basis SSTV Technik. Allerdings praktisch so eingesetzt hatte ich es bis dahin auch noch nicht.
Zurück in Hamburg habe ich zusammen mit der Amateurfunk Firma Volker Wraase dieses System entwickelt
und hergestellt. Die Techniker der indischen Überwinterer habe ich in Hamburg im Labor an den bestellten
Systemen, Kurzwelle und Satellitensystem, geschult. Der Gesamtumfang wurde anschliessend nach
GOA in Indien transportiert und hier aufgebaut, daran habe ich das Abschlußtraining für die Überwinterer
durchgeführt. Damit waren die indischen Techniker in der Lage alle Geräte vor Ort zu installieren und
in Betrieb zu nehmen.
Indische Überwinterer beim Training. Am Arbeitsplatz Rainer Mau
Auch auf der Georg von Neumayer Station wurde dieses spezielle SSTV System nachgerüstet. Allerdings
musste die Gegenstation beim AWI am Telefonnetz aufwendig durch die Behörde geprüft und zugelassen
werden. Eingesetzt wurde dieses System für Bildübertragung aber auch für medizinische Fernbetreuung.
Später habe ich zusammen mit dem Bernhard Nocht Institut in Hamburg eine Vorführung im größerem
Rahmen für Mediziner durchgeführt welche an Kliniken für die Fernbetreuung von Seeleuten zuständig
waren.
Zu diesem Thema ist ein Artikel im Hamburger Abendblatt erschienen.
Meinen Kollegen Rainer Mau habe ich ein Jahr nach der Inbetriebnahme, zur Prüfung und Garantie
Überholung aller durch die Debeg gelieferten Komponenten, zur Antarktisstation Dakshin Gangotri
gesandt. Zur gleichen Zeit war ich mit einem Ausstellungscontainer auf einer Nachrichtentechnik- Messe
Mecom in Bahrein. Dieser Container war neben vielen anderen Geräten auch mit einer Debeg 3211a und
einem SSTV System ausgerüstet. Wir haben über Telefonat vereinbart eine SSTV Übertragung in einer
Schiff-Schiff Konstellation durchzuführen. Bei einer Schiff-Schiff Verbindung benutzt man zweimal die
Satellitenstrecke (kostet auch doppelte Gebühr). In diesem Fall habe ich die Verbindung von Bahrein über
den indischen Satelliten (IOR) zur Bodenstation Eik in Norwegen aufgebaut. Hier wurde das Signal verknüpft
mit einer zweiten Strecke von Eik über den indischen Satelliten zur Antarktisstation der Inder. Das Ergebnis
sieht man auf dem beigefügten Bild. Die Qualität des Bildes ist nicht sehr gut, hervorgerufen durch die
erheblichen Echostörungen auf dieser Doppelstrecke, aber historisch gesehen war es die erste Schiff-Schiff
Verbindung aus der Antarktis als SSTV Übertragung.
Mein Kollege Rainer Mau bei der historischen SSTV Übertragung
Der Ausstellungs-Container auf der Messe in Bahrein
Ein Teil der Kommunikationstechnik KW, Satellit, Wetterkartenschreiber,Fax, UKW etc
Am SSTV Gerät im Container
Natürlich gibt es auch Bilder vom Training in GOA / Indien und aus der Antarktis aber ich möchte das
Amsat DL Forum damit nicht überfrachten.