DD0KP Hallo Heiner, bei den Oscar Satelliten war ich von Anfang mit dabei und habe viel gelernt bei diesen Aktivitäten. Du hast recht, die Smartphone Generation ist nicht so leicht zu erreichen wenn es um Amateurfunk- oder Satellitentechnik geht. Trotzdem habe ich sehr viele Jugendliche und Studierende kennengelernt welche sich sehr intensiv um die o. a. Themen gekümmert haben. Einige Beispiele.
Im Jahr 1983 habe ich den ersten zivilen GPS Empfänger in Deutschland für meine Firma eingeführt. Diesen GPS RX haben wir neben vielen weiterem Kommunikations-und Navigationsgerät in einen 20´´ Container eingebaut. Damit bin ich dann auf Tour durch Deutschland gegangen und habe an vielen Locationen Vorträge zur neuen Technik vorgetragen.
Der erste zivile GPS Empfänger in Deutschland, Typ Trimble 4000A, für die Debeg wurde dieses Gerät als Brandlabel hergestellt.
Auf Tour durch Deutschland
Davon hat der damalige Vorsitzende des AATIS (Arbeitsgruppe Amateurfunk und Telekommunikation in der Schule) DL4OAD Wolfgang, gehört und mich gefragt, ob ich auf dem nächsten Bundeskongress des AATIS in Goslar einen Vortrag zu dieser neuen Technik halten könnte. Weil häufig die teuren Nutzlasten bei Ballonstarts des AATIS verloren gingen wäre es sehr interessant die neue Technik in die Nutzlast zu integrieren. Habe dem Wunsch entsprochen und einen Vortrag in Theorie und Praxis auf dem Bundeskongress des AATIS gehalten. Habe ein Fahrzeug mit GPS und Amateur Funkgerät ausgerüstet welches die Positions Daten in den Saal des Zeppelin Hauses auf ein Empfangssystem mit Beamer übertrugen. Im Saal waren ca. 80 Personen anwesend, geschätzt 60% davon waren Lehrer welche an ihren Schulen die MINT Fächer unterrichteten. Die weitern 40% bestanden aus interessierten Schülern welche ihre Lehrer begleiteten. Für das Ballonprojekt wurden viele engagierte Kräfte benötigt. Als Beispiel nenne ich nur mal die Anfertigung der benötigten digitalen Karten, in welchen die Flugspur des Ballons dargestellt werden sollte. Es gab noch keine Karten im WGS 84 Format. Alle Kacheln einer Karte mussten von Hand hergestellt werden und in das WGS 84 System eingepasst werden. Etwas später konnte ich einen ersten GPS Sensor von Trimble beschaffen, welche in die Ballon Nutzlast eingefügt wurde. Nach meinem Kenntnisstand ist danach keine Nutzlast mehr verloren gegangen.
Dieser GPS Sensor wurde in die Ballon Nutzlast des AATIS integriert
Ein Jahr später war es der Wunsch des AATIS eine Umwelttreibjoje zu konstruieren welche auf dem Bodensee während der HAM Radio eingesetzt wurde und eine Zeit später wurde diese Treibboje auch in der Nordsee aktiviert. Zu diesem Projekt konnte ich auch etwas beisteuern. Zusammen mit dem AATIS habe ich auf der HAM Radio einen Vortrag zum Thema GPS/DGPS gehalten.
Projektbesprechung beim AATIS
Der AATIS hatte inzwischen eine eigene Satelliten Nutzlast in den Weltraum gebracht, welcher die Bezeichnung AO 40 erhielt. Dieser Satellit sollte unter anderem dazu dienen Nutzdaten von einer Seetreibboje im Golfstrom zur Auswerte- Stationen an Land zu übertragen. Als Backup sollte auch eine Inmarsat Anlage in die Seetreibboje integriert werden. Habe für den AATIS ein Konzept entwickelt und vorgestellt, Die Inmarsat Komponenten dafür hätte ich beigestellt..
Das Basis Konzept für die Seetreibboje
Leider arbeitete der AO 40 nach einiger Zeit nicht mehr und deshalb wurde das Projekt nicht vollendet.
Letztlich fand dieses Projekt einen Platz in der CQ DL
Die Uni Bremen hatte einen Forschungsauftrag erhalten. Es sollten die Oberflächen Strömungen von Flüssen, Seen und einem Bereich der Nordsee vermessen und dokumentiert werden. Mit der Uni Bremen hatte ich schon länger Kontakt weil wir gemeinsam ein Projekt für die Bundeswehr realisiert hatten. Also habe ich mich mit den Studenten und Dozenten zusammengesetzt um ein Konzept für das Projekt Treibkörper-Messsystem zu entwickeln. Wichtig war erst einmal, den Studenten die Feinheiten der maritimen Kommunikationssprache NMEA zu erläutern.
Letztlich habe ich ein Treibkörper Messsytem auf Basis dieses Blockschaltbild entwickelt. Betrieben wurde das System mit einer eigenen DGPS Referenz Station.
Die Software für die 10 Mikrokontroller habe ich unter C und wo nötig unter Assembler erstellt. Jeder der 10 Treibkörper hatte einen eigenen Tranceiver sowie einen SV6 GPS Sensor an Bord. Für die Datenübertragung zur Anwender Konsole hatte ich mir ein Zeitschlitzverfahren ausgedacht. Synchronisiert wurden die MCs an der GPS Zeit. Die Auswertungen und Darstellungen auf der Arbeitskonsole haben die Studenten durchgeführt. Für die Messung wurden die 10 Treibkörper typisch in einer Linie in das Wasser gesetzt und treiben gelassen.
So sah dann eine typische Messreihe aus
Eine weitere Uni hatte einen Forschungsauftrag erhalten in einem Offshore Windenergie Testfeld diverse Parameter auszuwerten und zu dokumentieren.
Für eine Datenübertragung über Funk war diese Feld hinter dem Horizont und daher nicht möglich. Deshalb erhielt ich die Aufgabe ein geeignetes Übertragungssystem zu konzipieren.
Für diese Anwendung habe ich ein Broadband Global Area Network System entwickelt. Die Anbindung der diversen Sensoren via Ethernet haben die Studenten geleistet genauso wie die Erstellung der Auswerte Software in der Uni.
Eine Laufzeitmessung von der Arbeitsstation und zurück ergab die im Diagram angezeigten Werte. Hop 15 ist die Inmarsat Bodenstation danach geht es über den Satelliten zur BGAN Anlage und zurück.
Mich würde interessieren ob schon jemand die Laufzeit über den QO-100 mal gemessen hat?
Mein Fazit: bei den hier aufgezeigten Projekten sowie vielen anderen. Die Zusammenarbeit in den Projekten mit Schülern und Studenten war durchgehend positiv. Da waren keine Vertreter der Generation Smartphone dabei, alle waren lerneifrig und aktiv.
Heiner, ich hoffe, dass ich damit deine Frage zur Generation Smartphone aus meiner Sicht beantwortet habe.
Eine Auswahl von Projekten, welche ich in meiner aktiven Berufszeit von 1953 bis 2003 offiziell durchgeführt habe wurden in einem Buch mit dem Titel "Vom Löschfunkensender zum Global Maritim Distress Safety System" zusammengefasst.
Eine Übersicht ist unter www.seefunk-gmdss.de anzusehen. Dort gibt es auch solche Artikel zu lesen wie "Die Funkstation als Zauberwerkstatt" Eine vollständige Leseprobe zum Thema "Doppler Sonar Systeme in der Seefahrt" ist auf meiner Homepage www.dj7wl.darc.de anzusehen.
Joachim DJ7WL